Eine interne und gebietsbegrenzte Verkostung dürfte in deutschen Weinanbaugebieten nicht so leicht zu finden sein. In der Ortenau stellen sich die Weinbaubetriebe des Weinparadies Ortenau einer unabhängigen und fachkundigen Jury. Im Spätjahr werden ausschließlich Spätburgunder Rotweine angestellt, im Frühjahr wird der Wettbewerb zu einem weiteren Profilwein der Ortenau, dem Riesling / Klingelberger durchgeführt.
Das Weinparadies Ortenau zählt 44 Weinbaubetriebe zu seinen Mitgliedern – gut die Hälfte, nämlich 20 Betriebe haben insgesamt 66 Weine zur Verkostung angestellt. Über die gesamte geographische Ausdehnung vom Weingut Angelika Vogel in Sinzheim bis zum Weingut Freiherr Roeder von Diersburg reicht die abwechslungsreiche Palette der Winzerbetriebe. Je nach Lage stehen bestimmte Weine im Vordergrund des An- und Ausbaus.
Hubert Zöllin, der die Blindverkostung beim Badischen Weinbauverband leitete, teilte mit, dass aus dem Jahrgang 2020: 42 Weine, aus dem Jahrgang 2021: 13 Weine und aus dem letzten Jahr 2022: Elf Weine angestellt wurden. Wie zu erwarten stammte der Großteil der Weine aus dem Jahrgang 2020, was auf einen sorgsam gereiften Wein schließen lässt. Doch Zöllin gibt zu bedenken: „Durch die unterschiedlichen Ausbauweisen in der Ortenau von Maischeerwärmung über offene Maischegärung bis hin zu der stark verbreiteten Vergärung im Drucktank gab es wieder eine Vielzahl an unterschiedlichen Rotweintypen zu bewerten.“
Der Jahrgang 2020 zeigte sich als sehr positiv gereift mit „vollreifen, molligen und harmonisch abgerundeten Spätburgunder Rotweinen.“ Der eher als kleinerer Rotweinjahrgang verschriene 2021er, zeigte sich „mit frischen Sauerkirschnoten, anregender Eleganz am Gaumen und eine an das Burgund erinnernde filigrane Länge.“ Wie zu erwarten, war der junge 2022er noch sehr fruchtig, doch der „sonnenreiche Sommer von 2022 hinterlässt deutliche Spuren in einem wärmenden, fülligen Körper der Rotweine.“